Immer mehr Diskussionen klingen, als wären die Argumente von Kommentarspalten auf Facebook abgeschrieben und der Notizzettel würde immer bei sich getragen.
Ich
bin kein Feind von Facebook, zumindest nicht mehr als ich der Feind
anderer sozialer Netzwerke bin. Ich habe viel Zeit dort verbracht,
bis vor einiger Zeit fand man meinen (wohlgemerkt: echten) Namen
täglich in den Kommentaren bekannter deutscher Verlage, allen voran:
Springer.
Es
bietet sich eben an: Ob jung, alt, Männlein oder Weiblein, ob rechts
oder links: Keiner kommt an dem wohl mächtigsten Presseverlag
Deutschlands vorbei. Ob BILD, Spiegel oder Stern – wir alle kennen
sie. Und wir alle sind aufgrund ihrer Macht abhängig von dem, was
sie schreiben. Es liegt nicht in meiner Kompetenz, die Qualität
dieser Magazine zu bewerten, aber eines wage ich zu behaupten: Sie
schreiben im Namen des Mainstreams und die Leserschaft lässt einen
Querschnitt durch die deutsche Gesellschaft zu. Dennoch soll das Medium hier nur als eine meiner persönlichen Quellen eines allgemeinen Übels dienen.
Ein schnell zur Übersicht gebrachter Querschnitt durch die Mediengesellschaft also. Umso
interessanter kann es sein, sich auf eine Plattform wie Facebook zu
begeben und sich zu fragen: Wie reagiert dieser Querschnitt auf
Schlagzeilen? Besonders auf solche, die eine Problematik oder eine
Spaltung in der Gesellschaft behandeln. Allen voran: Die
„Flüchtlingskrise“
Zur
Verbildlichung hier die 3 Facebook-Schlagzeilen der BILD, des
Spiegels und des STERNS, die als letztes, aber vor über 24 Stunden
entstanden sind und im weitesten Sinne die Problematik in den
Gedanken der Leser hervorruft und deren Top-Kommentare:
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Facebook: Stern 18.11.2016, 21:03 |
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Facebook: Bild 18.11.2016, 21:43 |
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Facebook: Spiegel Online 18.11.2016, 20:00 |
Nun,
also: Was stört mich eigentlich? Dass
Menschen ihre Gedanken zu den Schlagzeilen mitteilen, die mir
eventuell missfallen?
Nein.
Was mich stört ist, dass ich jeden dieser Kommentare entweder in
genau der Gleichen, oder aber in leicht abgeänderter Form schon zig
mal gelesen und gehört habe und dass diese Phrasen durch das
Internet verbreitet, vom Fernsehen weitergeleitet und von Mitmenschen
übernommen wird.
Ich
habe genug von „Wutbürgern“, von „Besorgten Bürgern“, von
„Gutmenschen“, „Flüchtlingskanzlerinnen“, „Lügenpresse“,„der
Regierung“, die uns verarscht, von Wörtern wie „links-grün
versifft“, von „darf man nicht mal mehr sagen“,
„Freizeitnazis“, von den Smartphones der Flüchtlinge, von „Aber
die Linken“-Geschreien, grundsätzlich: Von Allem, was man
tagtäglich auf Facebook liest und in Lieblingskneipen hört, von
Menschen, die meinen, sie wären rebellisch – und doch nur das
sagen, was ich schon tausend Mal gehört habe.
Es ist
nicht so, dass ich jede Position akzeptiere oder keine eigene Meinung
hätte, die sich nicht mit ein paar Schubladenparolen überschneiden.
Aber wenn ich mit Menschen rede, dann haben sie all das schon gehört
und gelesen. Was haben zwei Menschen davon, immer wieder zu
wiederholen, was sie kennen, und irgendwo zu stocken, weil sie selbst
nicht weiter gedacht haben?
Ob
links, rechts oder Mitte:
Hört
auf, nachzuplappern.
Hört
auf, zu pauschalisieren.
In
Schubladen zu denken ist ein rein menschliches Phänomen, und ja, ohne es
zu tun, wäre unsere Welt sehr kompliziert. Aber es gibt Themen,
denen bedarf es der Öffnung dieser Schubladen, anstatt sie mit Springer-Kommentaren zu füllen.
Hört
auf, die Welt in schwarz und weiß zu sehen.
Hört
auf, euch von irgendwas eine Meinung diktieren zu lassen.
Ob von
der öffentlichen Presse, unabhängigen Schreibern, dem Stammtisch
oder dem allgemeinen Konsens im Unternehmen.
Schaut
euch alles an. Hört euch alles an. Und dann bedient euch eures
eigenen Verstandes.
Hört
auf, fremde Menschen von vorne herein in die Abwehrposition zu
drängen, indem ihr sie angreift. Diskutiert.
Hört
auf, Formulierungen zu nutzen, die irgendwo im Internet mal gut
ankamen. Schreibt eure eigenen.
Kurzum:
Denkt in euren eigenen Schubladen, aber lasst sie einen Spalt offen.